Hier m�chte ich euch einpaar meiner Liedlingsgedichte vorstellen, viel Spa�.

 

 

Ein Jüngling liebt ein Mädchen

 

Ein Jüngling liebt ein Mädchen,

die hat einen anderen erwählt.

Der andere liebt eine andere,

und hat sich mit dieser vermählt

 

Das Mädchen heiratet aus Ärger,

denn ersten besten Mann,

der ihr in den Weg gelaufen,

der Jüngling ist Übel dran.

 

Es ist eine alte Geschichte,

doch bleibt sie immer neu,

und wem sie just passiert,

dem bricht das Herz entzwei.

 

Heinrich Heine

 

 

Die Lehre

 

Mutter zum Bienelein,

H�t dich vor Kerzenschein,

doch was die Mutter spricht,

Bienelein achtet nicht.

schwirrt ums Licht herum,

schwirrt mit sum-sum-sum,

H�rt nicht die Mutter schrein,

Bienelein, Bienelein.

 

Junges Blut, tolles Blut,

treibts in die Flammenglut,

treibts in die Flamm hinein,

Bienelein, Bienelein.

 

`s flackert nun lichterrot,

Flamme gab Flammentod.

H�t dich vor M�gdelein,

S�hnelein, S�hnelein.

 

Heinrich Heine

 

 

Der Hirsch der sich im Wasser sieht

 

Ein Hirsch bewundert sein pr�chtiges Geweih,

am Spiegel einer klaren Quelle.

Wie pr�chtig! Auf derselben Stelle.

Wo K�nigskronen stehen! Und so stolz, so frei!

Auch ist mein ganzer Laib vollkommen, nur allein

Die Beine nicht, sie sollten st�rker sein.

 

Und als er sieh besieht mit ernstlichem Gesicht,

h�rt er im nahen Busch ein J�gerhorn erschallen.

Sieht eine Jagt von dem Gebirge fallen.

Erschrickt und flieht! Nun aber hilft ihm nicht

Das pr�chtige Geweih dem nahem Tode entfliehen,

Nicht sein vollkommener Leib, die Beine retten ihn!

Die rei�en wie Pfeil die pr�chtigste Gestalt

mit sich durchs weite Feld und fliegen in den Wald!

Hier halten ihn im vorschnellen Lauf

an starken Zweigen oft die vierzehn Enden auf

Er rei�t sich los und fl�chtet darauf,

Lobt seine Beine nun und lernt noch im Fliehn,

das N�tzliche dem Sch�nen vorzuziehn!

 

Johann Wilhelm Ludwig Gleim

 

 

 

Die Kellermaus

 

 

Es wollte eine kleine Maus

Im Keller wohnhaft, hoch hinaus

Und eines Nachts, auf leisen Hufen

Erklomm sie achtundneunzig Stufen

Und landete mit Weh und Ach

Ganz oben dicht unter dem Dach.

Dort erwartete bereits auf sie

Die Katze namens Doremi.

 

Kaum, da� das M�uslein nicht mehr lebte,

geschah`s das eine Fledermaus

einpaarmal um die Katze schwebte,

zur Luke flog und dann hinaus

Da faltete die Katz, die dreiste,

die Pfoten und sprach. Ist das s��!

Da fliegt die Maus, die ich verspeiste,

als Englein ins Paradies!

 

Heinz Erhardt

 

 

Das Gedicht von der Made

 

Hinter eines Baumes Rinde

wohnt die Made mit dem Kinde.

Sie ist Witwe, den der Gatte, den sie hatte,

fiel vom Blatte. Diente so auf diese Weise,

einer Ameise als Speise.

Eines Morgens sprach die Made,

Liebes Kind ich seh gerade,

dr�ben gibt es frischen Kohl, den ich hol, so leb dann wohl.

 

Halt, noch eins, denk was geschah,

geh nicht aus, denk an Papa.

Also sprach sie und entwich,

Made Junior aber schlich, aus der Wohnung,

das war schlecht, denn schon kam ein Specht,

und verschlang die kleine, fade Made ohne Gnade. Schade

 

Hinter eines Baumes Rinde

ruft die Made nach dem Kinde

 

Heinz Erhardt

 

 

 

Was es ist

 

Es ist Unsinn,

sagt die Vernunft.

Es ist was es ist,

sagt die Liebe.

 

Es ist Ungl�ck,

sagt die Berechnung.

Es ist nichts als Schmerz,

sagt die Angst.

Es ist aussichtslos,

sagt die Einsicht.

Es ist was es ist,

sagt die Liebe.

 

Es ist l�cherlich,

sagt der Stolz.

Es ist leichtsinnig,

sagt die Vorsicht.

Es ist unm�glich,

sagt die Erfahrung.

Es ist was es ist,

sagt die Liebe.

 

Erich Fried

 



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